Viele Akten im Gemeindearchiv wurden von Beatrice Burst ausgewertet, darunter die Inventuren und Teilungen. Darin enthalten sind sämtliche Nachlass-Akten sowie die Beibringungs-Aufstellungen, die bei Eheschließungen vorgeschrieben waren. Öfters finden sich darin ergänzende Angaben zu Familienangehörigen, über die in den Kirchenbüchern weiter nichts zu finden ist. Daneben suchte sie auch im Stadtarchiv Reutlingen und in weiteren Archiven nach den Gomaringern. Diese ergänzenden Quellenauswertungen dienen dazu, das Leben der Vorfahren detaillierter zu beleuchten und manche Familiengeschichten auch in die Zeit vor der Kirchenbuchüberlieferung (ab 1604) hinein auszudehnen.

Die Unterlagen zu den Auswanderern im Gemeindearchiv waren auch der Auslöser für eine umfangreiche Recherche nach den Gomaringer Auswanderern. Drei Jahre benötigte Beatrice Burst für die zeitaufwendige Suche in Archiven, diversen Datenbanken, alten Zeitungen sowie für die Korrespondenzen mit Nachfahren und anderen Familienforschern. Schlussendlich hatte sie die Daten von 1.460 Gomaringer Auswanderern zusammengetragen (durch nachträglich gefundene Personen ist die Anzahl auf 1.550 gestiegen). Daraus entstand das im Oktober 2015 erschienene Buch „Das Glück in der Fremde gesucht – Gomaringer Auswanderer 1679-1957“ mit vielen Bildern, die das Leben der Auswanderer lebendig machen. Ebenso enthalten sind Geschichten verschiedener Schicksale und Tragödien. Birgit Wallisser-Nuber vervollständigte das Buch mit historischen Hintergrundinformationen und beleuchtete einzelne Lebenswege. Zeitgleich konzipierte sie die gleichnamige Ausstellung, die im November 2015 im Gomaringer Schloss eröffnet wurde. Alte Familienstücke und persönliche Dokumente wurden zusammengetragen und luden die Besucher dazu ein, in abenteuerliche Geschichten einzutauchen.

Im November 2019 veröffentlichte der Geschichts- und Altertumsverein das „Ortsfamilienbuch von Gomaringen mit Hinterweiler & Stockach 1604 bis 1908“ (2 Bände mit 7.309 Familien und rund 32.000 Personen, insgesamt 1.856 Seiten mit 1.120 Bildern und einer CD mit 1.051 Seiten Notizen). Es ist für alle gedacht, die sich familiengeschichtlich interessieren, aber auch für jene, die sich beim Durchblättern vom „Genealogie-Virus“ anstecken lassen. Dieses Buch ermöglicht es, in der Vergangenheit zu blättern, Vorfahren und Verwandte zu finden und sich eine Ahnenreihe zu erstellen. Das Buch ist nicht nur für die ältere Generation interessant, bei der es bestimmt einige Erinnerungen wachrufen wird, sondern soll auch als Anregung für die Jüngeren dienen, sich Fragen nach der Familiengeschichte zu stellen.

Es war eine zeitintensive Arbeit, aber die gefundenen Geschichten und Bilder waren den Aufwand wert, denn sie bieten manchmal faszinierende Einblicke in die Familiengeschichte.

Im Buch sind alle Personen aufgelistet, die in Gomaringen geboren bzw. gelebt haben. Dabei wurden nicht nur die nackten Daten notiert, sondern die Menschen in den Mittelpunkt gestellt und wo es möglich war, deren Lebensabschnitte dargestellt.

Besonders bedrückend waren die vielen Einträge in den Sterberegistern über die Pesttoten und die Opfer im Dreißigjährigen Krieg. Danach waren viele Familiennamen ausgelöscht, beispielsweise: Knair, Knorr, Kutzin, Schrag und Schweitzer. Oder die vielen Kinder, die an Gichter, Masern, Diphtherie, Scharlach oder Ruhr starben. Allein zwischen März und April 1814 starben 121 Kinder an Masern, was etwa 9 % der Ortsbevölkerung entsprach.

Auch die Nachforschungen in den diversen Archiven und Datenbanken offenbarten teils bisher unbekannte Ereignisse. Beispielsweise existieren im Stadtarchiv Reutlingen immer noch Unterlagen über Hinrichtungen von Gomaringern: So wurden Peter Mautz 1561 mit Rad und Feuer, Ludwig Stromayer 1585 und Conrad Klett 1612 mit dem Schwert hingerichtet. Ebenso sind dort Unterlagen über den Hexenprozess gegen Noe Zeybs Witwe vorhanden. Sie stammte aus Gomaringen und weigerte sich trotz peinlicher Befragung (= Folter), etwas zu gestehen. Was für eine tapfere Frau! Auch die Türkensteuerlisten ab 1542 geben Auskunft über Personen, die weit vor den Kirchenbüchern hier gelebt haben.

In den Tübinger Blättern fand sich ein Beitrag über die Magd Maria Agnes Junger von Gomaringen, die wegen einer beschädigten Laterne den Tübinger Stadtbrand von 1789 verursacht hatte. Dabei brannte ein Teil der Altstadt ab: 50 Häuser, ein Schaden von 70.000 Gulden. Sie wurde dann wegen fahrlässiger Brandstiftung zu einer halbjährigen Zuchthausstrafe verurteilt, die sie im Ludwigsburger Zuchthaus verbüßen musste.

Und manch amüsanter Eintrag stand in den Kirchenbüchern:

  • Ein Weib das etliche Testamente gemacht, zanksüchtig und unversöhnlich war. Dem Zeitlichen sehr ergeben und im Proceß mit anderen gewesen.
  • Die Mutter gibt zum Vater an: „Einen den sie nicht gekannt“.
  • Aus dem Kirchenkonvents-Protokoll von 1787: Das Mädchen Maria Agnes Epp soll in Gestalt einer Katze bei Nacht den Knaben Johann Georg Ambacher im Schlaf gekratzt haben. Es folgte eine lange Verhandlung mit Zeugenverhören. Ambacher musste dann wegen falscher Beschuldigungen für je zwei halbe Tage ins hiesige Zuchthäusle.
  • 1865 wollten die beiden Pfarrer von Bronnweiler und Gomaringen eine Ehe verhindern: Krumm sei ein Sonderling ohne Gleichen; habe sein Haus und Scheuer verkauft und logiere im Schweinestall seines Nachbarn. Seine Braut soll von Widerwillen gegen ihn erfüllt sein (sie war 43 Jahre jünger!). Der Krumm sei im Besitz eines Vermögens von 4.000 Gulden. Der Schwiegervater in spe, sauge ihn aus. [...].

Diese und viele weitere Informationen finden sich auf der CD im Ortsfamilienbuch.

Wir sind auch in der Lage, gegen eine Aufwandsentschädigung, ansprechende Ahnen- oder Nachkommentafeln sowie Vorfahren- oder Nachkommenberichte zu erstellen, die dann mittels PDF im Copyshop ausgedruckt werden können.

Eine Vorfahrentafel, z.B. für einen runden Geburtstag: