Ortsfamilienbuch von Gomaringen mit Hinterweiler & Stockach 1604 bis 1908
Das Gomaringer Ortsfamilienbuch ist eine wertvolle Hilfe für die eigene Familienforschung
Ortsfamilien- bzw. Ortssippenbücher stellen eine wichtige Hilfe für die örtliche Familienforschung dar. Anhand ausgewerteter Primärquellen wie Kirchenbüchern, Standesamtsregistern und Akten in den Archiven geben sie Auskunft über die Herkunft und Ausbreitung der Familien innerhalb einer Gemeinde bzw. in den umliegenden Ortschaften. Sie erleichtern allen, die sich mit der Familienforschung beschäftigen, die Suche nach den eigenen Wurzeln, da hier bereits Zusammenhänge in den einzelnen Familien dargestellt werden, die Forscherinnen und Forscher ansonsten zeitaufwendig selbst ermitteln müssten.
Wer sich für seine Familiengeschichte interessiert und Vorfahren aus Gomaringen hat, kann anhand dieses Buches gezielt nach seinen Ahnen suchen. Über ein einfaches Verweissystem zwischen den Familien können die Generationen in auf- und absteigender Linie mühelos verfolgt werden. Mithilfe der beiden Bände und der Notizen auf der CD ist es einfach, seinen eigenen Stammbaum oder eine Familienchronik zu erstellen. Die Notizen auf der CD beinhalten sämtliche Rechercheergebnisse aus zusätzlichen Informationen aus den Kirchenbüchern, Archiven, Datenbanken und Zeitungsartikeln. Ein vollständiges Personenverzeichnis, mit Angabe der Geburtsnamen der Frauen hilft bei der Suche, wenn der Ehename nicht bekannt ist.
Das im Jahr 2019 publizierte Ortsfamilienbuch enthält alle Personen, die in Gomaringen geboren wurden bzw. gelebt haben. Aus Datenschutzgründen (will heißen Sperrfristen) werden in diesem Buch Geburten nur bis zum Jahr 1908 und Todesfälle nur bis 1988 veröffentlicht. Ausnahmen sind: Wenn beispielsweise eine Person 1920 geboren wurde, aber vor 1989 verstarb, werden die Daten veröffentlicht. In diesem Fall gilt der Datenschutz nicht. Es kann also vorkommen, dass bei einer Familie mit zehn Kindern nur fünf im Buch aufgeführt sind. Die fehlenden Kinder stehen alle noch unter Datenschutz, auch wenn sie vor langer Zeit verstorben sind oder das Sterbedatum nicht bekannt ist. Wenn bei einer Familie die Mutter und teilweise auch die Kinder vor 1989 verstarben, der Vater aber erst 1995, dann werden die Mutter und die verstorbenen Kinder unter ihrem Geburtsnamen aufgeführt, wobei bei den Kindern der Familienname des Vaters angegeben wird (aus Datenschutzgründen die einzige Möglichkeit der Erwähnung).
Sollten Sie Ihre gesuchte Familie oder Person im Buch nicht finden, dürfen Sie sich gerne an Beatrice Burst wenden. Natürlich ebenso, wenn Sie Ergänzungen oder Korrekturen dazu haben (E-Mail: burst (at) web.de).
Ein fortlaufender Strom an Entdeckungen
Auch nach Abschluss des Ortsfamilienbuchs hört die Suche nach weiteren Informationen zu den Gomaringern und natürlich nach den Auswanderern nicht auf. Datenbanken wie Ancestry, MyHeritage, FamilySearch und speziell für Deutschland Archion (nur Kirchenbücher) bieten Zugang zu Millionen von Einträgen, die regelmäßig aktualisiert und ergänzt werden. So wurden beispielsweise vor einiger Zeit die Bevölkerungslisten der USA aus den 1950er Jahren sowie viele Originaldokumente, wie Sterbeurkunden, in die Datenbanken hochgeladen. Dank dieser Dokumente konnten weitere Gomaringer ausfindig gemacht werden, deren Aufenthaltsort in den USA bisher unbekannt war. Ebenso wurden in vielen Gegenden historische Zeitungen digitalisiert, sodass mittels Namenssuche bereits zahlreiche Nachrufe der Gomaringer und ihrer Nachkommen gefunden werden konnten.
Zugleich mahnen diese Geschichten, die Forschung niemals als abgeschlossen zu betrachten. Vielmehr gilt es, die Spurensuche mit Geduld und etwas detektivischem Spürsinn fortzusetzen und vielleicht bisher unbekannte Familiengeschichten zu entdecken.
Ein Beispiel dafür ist das leider kurze, aber sehr umtriebige Leben von Richard 'Gustav' Erich Gräter genannt „Stavo“ Gräter (Sohn von Gustav Gräter, dem Inhaber der Korsettfabrik G. Kindler & Cie. in Gomaringen).
Im Ortsfamilienbuch wurden die im Jahr 2019 bekannten Informationen aufgeführt (nachfolgend gekürzt):
Stavo (18 Jahre alt) wurde einige Monate vor Ende des Ersten Weltkriegs noch zum Piloten ausgebildet. Er sollte in den elterlichen Betrieb einsteigen, was ihn jedoch nicht interessierte.
Gemeinsam mit Martin Kern, dem Techniker und Tüftler der väterlichen Firma, entwickelte er ein Radioempfangsteil. Trotz anfänglicher Ablehnung seines Vaters konnte er diesen davon überzeugen, in das Projekt zu investieren und die Produktion der Geräte in einem kleinen Bereich des Betriebs zu ermöglichen. Im Jahr 1920 gründeten die beiden jungen Männer die Deutsche Radiogesellschaft m.b.H. Fabrik für drahtlose Telefonie. Gomaringen-Reutlingen – abgekürzt: DERA. Es folgte die Erfindung eines Audion-Empfängers mit Dreiröhrenverstärker. Das Gerät wurde auch ins Ausland verkauft und im Zeppelin ZR III installiert. Um größere Aufträge annehmen zu können, hätte die Betriebsstätte erweitert und weitere Mitarbeiter eingestellt werden müssen. Doch Stavo Gräters Vater weigerte sich, weitere Investitionen zu tätigen, da Stavo die Korsettfabrik übernehmen sollte. So löste Stavo im Jahr 1926 die DERA auf und entließ die Mitarbeiter.
Laut Gomaringer Erzählungen soll Stavo kein Interesse an der Korsettfabrik gehabt haben. Er wanderte nach Amerika aus und heiratete dort seine Braut Elfriede Sternstein. Er soll in einem New Yorker Unternehmen, das Radioteile herstellte, gearbeitet haben. Als er genügend Geld zusammen hatte, kaufte er sich ein eigenes Flugzeug, um künftig als Fluglehrer seine Dollars zu verdienen. Am 5. August 1928 stürzte er mit einem Flugschüler in New Jersey, unweit New Yorks ab und kam dabei ums Leben. [Anmerkung: Die letzten Angaben wurden laut einigen Zeitungsinterviews mit seiner Frau teilweise revidiert.]
Bei den bisherigen Erkenntnissen gibt es durch die nun entdeckten amerikanischen Zeitungsartikel einige Ergänzungen und Berichtigungen über Stavo Gräter.
Die neuen Funde aus US-Zeitungen werfen ein weiteres Licht auf das bewegte Leben von Stavo Gräter. Sie schildern eindrucksvoll die dramatischen Umstände des Flugzeugabsturzes, bei dem er und sein Flugschüler ums Leben kamen, und beleuchten zugleich die widersprüchlichen Legenden, die sich um seine Person rankten. Dabei übernahmen manche Zeitungen unkritisch die erfundenen spektakulären Erzählungen des Hochstaplers „Captain Jack von Wiegand“, wonach Stavo ein deutsches „Flieger-Ass“ gewesen sei und zur berühmten Fliegereinheit, dem sogenannten „Flying Circus“ von Rittmeister Manfred von Richthofen, gehört habe. Doch diese Angaben wurden durch spätere Recherchen und Aussagen klar widerlegt.
Es zeigte sich, dass die Wahrheit häufig von Sensationslust und Fabulierfreude überlagert wurde. Durch die Aussagen seiner Frau und die Untersuchung der Quellen konnte nachgewiesen werden, dass viele der kursierenden Geschichten auf Missverständnissen, Irrtümern oder gezielter Falschinformation beruhten. Stavo Gräter, der sich in den USA Staiger nannte, war zweifellos ein talentierter und unternehmerischer junger Mann, dessen Lebensweg von technischen Innovationen, aber auch von Tragik und in Amerika von falscher Legendenbildung geprägt war.
Aufgrund von Elfriede Gräters Sprachschwierigkeiten ist es schwierig zu ermitteln, was sie den Reportern tatsächlich gesagt hat und was diese ausgeschmückt oder hinzugedichtet haben.
Nachfolgend eine Zusammenfassung der amerikanischen Zeitungsartikel:
Darin wurde er jeweils als „Staro [Schreibfehler?] Staiger“ angegeben. Erst in den letzten Artikeln wurde der Name „Staiger“ durch die Ehefrau in „Graeter“ berichtigt.
Laut Aussagen seiner Frau änderte Stavo seinen Nachnamen in „Staiger“, damit seine Eltern nichts von seinen Flugaktivitäten erfuhren. Er befürchtete, sollte sein Vater davon erfahren, würde dieser ihn nach Hause beordern. Einer seiner Gomaringer Freunde in New York war Martin Staiger, weshalb er wahrscheinlich diesen Namen übernahm.
Als der Erste Weltkrieg endete, kehrte Stavo nach Gomaringen zurück. In der Fabrik seines Vaters sollte er das Geschäft erlernen, um später die Firma zu übernehmen. Aber der Wunsch blieb, als Pilot sein Geld zu verdienen. Dennoch arbeitete er im Unternehmen und kam schließlich als Vertreter der Firma seines Vaters nach Amerika. Der Wettbewerb mit amerikanischen Herstellern und der Verkauf eines den Käufern großer Firmen unbekannten Produkts erschwerten seine Arbeit.
Stavo glaubte jedoch, dass er in Amerika seinen Traum von der Fliegerei verwirklichen könne. Mit dem Geld, das er über viele Monate in nächtlichen Zwölf-Stunden-Schichten als Autowäscher in einer Autowerkstatt verdient hatte, kaufte er sich eine Waco 9 mit defektem Motor. In der Zwischenzeit lernte er Flugzeugbesitzer kennen und erwarb eine begrenzte gewerbliche Lizenz, um für Amerikaner fliegen zu können. Das ersparte Geld reichte nun auch, um einen neuen Motor zu kaufen. Er plante, den Motor in der Woche des Unglücks in sein Flugzeug einzubauen, und künftig als Fluglehrer seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Am Sonntagmorgen des 5. August 1928 erhielt Stavo kurz bevor er sein Zuhause in der Anderson Avenue 1086 in der Bronx, New York verließ, 300 Dollar von einem Schüler für Flugunterricht. Er nahm das Geld mit zum Hadley Airport, bezahlte 150 Dollar für die Nutzung des Flugzeugs (ein Doppeldecker vom Typ Waco 10) und startete mit den übrigen 235 Dollar zu seinem letzten Flug.
Der tödliche Unfall ereignete sich bei Harris dritter Flugstunde, zehn Minuten nachdem sich die Ehefrauen der beiden Männer von ihnen verabschiedet hatten und sie vom Flughafen Hadley gestartet waren. Aufgrund von Motorproblemen stürzte die Waco 10 im Sturzflug auf ein Feld der Walter Williams Farm in Metuchen, New Jersey, neben einer stark befahrenen Autobahn. Stavo Gräter saß am Steuer und hatte offenbar versucht, das Flugzeug zu stabilisieren, als es plötzlich in einen steilen Sinkflug überging und mit der Nase auf dem Boden aufschlug, bevor er die Möglichkeit hatte, sich selbst und seinen Begleiter zu retten. Seine Hände waren so stark um den Steuerknüppel verkrampft, dass ihm die Finger gebrochen werden mussten, um sie zu lösen. Die Leichen wurden nach New Brunswick gebracht. Sie waren furchtbar verstümmelt und fast bis zur Unkenntlichkeit zerquetscht.
Vor Eintreffen der Polizei wurde dem tödlich verunglückten Stavo Gräter die Brieftasche mit etwa 235 Dollar und seine goldene Taschenuhr von einem der ersten Schaulustigen gestohlen.
Als die beiden Frauen von dem Unfall erfuhren, brachen sie zusammen und mussten medizinisch versorgt werden.
Stavos Frau erklärte später, dass sie zum Zeitpunkt seines Todes nur 18 Cent bei sich gehabt habe; er habe ihr zwei Autos und ein unfertiges Flugzeug hinterlassen. Sie telegrafierte an Stavos Eltern, um Geld für die Leichen- und andere Nebenkosten in Amerika zu erhalten und den Transport nach Hause zu organisieren.
Am 24. August 1928 wurde der Leichnam von Stavo Gräter, begleitet von seiner Ehefrau, per Dampfer „Cleveland“ nach Deutschland überführt.
Quellen: The Courier-News Bridgewater, New Jersey • Mon, Aug 6, 1928, Page 1 + 9; The Central New Jersey Home News New Brunswick, New Jersey • Tue, Aug 7, 1928, Page 1+3; The Bayonne Times Bayonne, New Jersey • Tue, Aug 7, 1928, Page 2; The Courier-News Bridgewater, New Jersey • Mon, Aug 13, 1928, Page 7; The Central New Jersey Home News New Brunswick, New Jersey • Thu, Aug 23, 1928, Page 1
Wer sich für die diversen Zeitungsartikel interessiert, darf sich gerne an Beatrice Burst wenden.
Stavo Gräter alias Staro Staiger



Erhältlich im Schlossmuseum und Gomaringer Verlag für 89,90 €








